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Anders und doch gleich
"Anders und doch gleich"

Es war ein ganz warmer Frühlingstag. Ich ging mal wieder meiner Lieblingsbeschäftigung nach: Shopping! Ich hatte gerade Geburtstag gefeiert und bekam von meinen Großeltern und ein paar anderen Verwandten, wie jedes Jahr, Geld geschickt. Das musste natürlich sofort ausgegeben werden! Meine Freunde hatten alle keine Zeit, also ging ich alleine.
Ich schlenderte durch die Stadt und entdeckte mein Lieblingsgeschäft. Nachdem ich alle Teile anprobiert und die Verkäuferin wahnsinnig gemacht hatte, entschied ich mich letztendlich für eine Bermudas, ein Top und ein paar Ohrringe. An der Kasse fing ich an in meiner Tasche nach meiner Geldbörse zu suchen. Als ich sie endlich gefunden hatte, die Schlange hinter mir wurde immer länger, fiel sie mir auch noch auf den Boden. Bevor ich mich danach bücken konnte, war eine andere Hand schneller. Als ich aufblickte, schaute ich in das Gesicht eines Mädchens, welches ungefähr so alt war wie ich und ein Kopftuch trug. Sie lächelte mich freundlich an und drückte mir meine Geldbörse in die Hand. Noch bevor ich mich bedanken konnte war sie schon verschwunden.
Ich blieb noch eine Weile so stehen, bis die Kassiererin mit einem Räuspern darauf aufmerksam machte, dass sie wartete. Ich bezahlte schnell und lief an den aufgebrachten Menschen vorbei. Mit einem Blick auf die Uhr bemerkte ich, dass es schon ziemlich spät war. Ich hatte meiner Mutter versprochen, ihr etwas aus der Drogerie mitzubringen, also rannte ich los. Als ich, erschreckt von einem bellenden Hund, kurz nach hinten schaute, stieß ich mit jemandem zusammen. Ich blickte mich um und sah das Mädchen von vorhin.
 
„Man sieht sich wohl immer zweimal im Leben, nicht wahr?“, kicherte sie.
„Scheint so.“, antwortete ich. „Tut mir wirklich leid...ich hatte es eilig und...da war der Hund und...“
„Kein Problem! Ist ja nichts passiert! Ich bin Samira und du?“
„Ich heiße Lara. Nett dich kennen zu lernen. Lass mich das mit dem Zusammenstoß wieder gutmachen. Ich lade dich auf eine Cola ein.“
„Danke, aber ich trinke keine Cola. Tut mir leid.“Sie lächelte mich verlegen an.
„Ok...wie wär´s mit einem Tee?“
„An sich gerne, aber ich habe eigentlich keine Zeit. Ich muss nach Hause.“
„Kein Problem. Gibst du mir deine Handynummer, damit ich mich melden kann?“
„Klar!“
Wir tauschten unsere Nummern aus und verabschiedeten uns.
Nach ein paar Tagen schrieb ich Samira eine SMS:
Hey!
Na, wie geht’s? Hast du morgen Zeit?
Wir könnten uns bei mir treffen. Wir haben sehr guten Tee! =)
Gruß Lara
 
Keine fünf Minuten später schrieb sie mir zurück:
Hi! Na klar hab ich Zeit! Um 3 Uhr bei dir?
Wie ist deine Adresse?
Samira
 
Ich schickte ihr noch eine SMS mit meiner Adresse. Am nächsten Tag, pünktlich um 3 Uhr, stand Samira vor unserer Tür. Mein großer Bruder Markus öffnete sie und musterte Samira argwöhnisch von oben bis unten. Ich wusste was er dachte. Noch ehe er eines seiner üblichen blöden Kommentare abgeben konnte, zog ich Samira an der Hand nach oben in mein Zimmer. Als sie es betrat, staunte sie.
„Wow! Was für ein schönes Zimmer!“ Interessiert betrachtete sie meine Schmucksammlung.
„Ähm...Danke.“, sagte ich. Ich fand mein Zimmer zu klein. Seit Jahren wünschte ich mir eines, wie es mein Bruder hatte. „ Wie sieht deins denn aus?“
„Ich habe kein eigenes Zimmer.“, sagte sie betrübt. „Ich teile es mir mit meinen beiden kleinen Schwestern.“
„Oh....“
„Naja. Ich bin es gewöhnt.“ Sie rückte ihr Kopftuch gerade.
„Ist dir nicht warm unter diesem Ding?“, fragte ich. 
„Nein. Ich bin es gewöhnt.“, antwortete sie.
„Musst du das denn tragen?“
„Nein ich hatte die Wahl. Aber ich fühle mich so meiner Religion und "Allah" näher.“ Schnell wechselte sie das Thema. „Auf welche Schule gehst du eigentlich?“
„Auf das Albert-Schweitzer-Gymnasium. Warum?“
„Oh toll! Da gehe ich ab morgen auch hin! Vielleicht kommen wir ja in eine Klasse!“
 
Und kaum zu glauben: Am nächsten Morgen kam mein Klassenlehrer Herr Haller mit Samira in den Raum und stellte sie als neue Schülerin vor. Ich war total glücklich, doch meine Klasse war anscheinend nicht sehr begeistert. Sie beäugten die "Neue", als wäre sie eine seltene, ansteckende Krankheit. Ich ignorierte sie und winkte Samira zu dem leeren Platz neben mir.
In den Pausen schlenderte ich nun immer mit ihr über den Schulhof. Wir verstanden uns großartig, aber die Blicke der anderen Mitschüler störten mich. Seit ich mich mit Samira so gut verstand, mieden mich nun alle. Normalerweise war ich eine der Beliebtesten.
 
Weil ich nicht wollte, dass ich ausgeschlossen werde und nur Samira als Freundin hätte, mied ich sie in der nächsten Zeit genauso sehr, wie alle anderen. Als sie mich fragte, ob ich mal wieder Zeit hätte, antwortete ich, dass es im Moment schlecht sei und als sie mit mir nach Hause gehen wollte, hatte ich es plötzlich eilig und rannte los. Ich wurde wieder von meinen Freunden akzeptiert und auch nicht mehr schief angesehen. Aber warum fühlte ich mich dennoch so schlecht? Samira wurde auch immer stiller. Sie gab es auf, mich zu fragen, ob wir uns treffen könnten und rannte mir auch nicht mehr hinterher.
Doch jetzt wurde sie nicht mehr nur schief angesehen, sondern schon richtig beleidigt. Ausdrücke wie "blöder Moslem" oder "verdammte Kopftuchträgerin" waren noch harmlos. Irgendwann kam sie nicht mehr in die Schule. Sie meldete sich krank, doch ich wusste, dass es andere Gründe hatte. Ich hatte mich bereit erklärt, ihr die Hausaufgaben vorbei zu bringen, weil ich wissen wollte, wie es ihr ging.
Also lief ich herzklopfend zu ihr nach Hause und klingelte. Ihre Mutter öffnete die Tür:
„Hallo Lara! Kann ich dir helfen? Warum warst du so lange nicht mehr bei uns?“ Samira hatte ihr anscheinend nichts von meinem Verhalten erzählt.
„Ist Samira da? Ich habe hier ihre Hausaufgaben.“
„Oh das tut mir leid. Sie ist gerade beim Arzt. Ihr geht es wirklich nicht gut.“
„Oh...ähm...sie hat auch noch ein Buch von mir, welches ich gerne zurück hätte.“
„Na gut. Dann geh doch einfach in ihr Zimmer und hol es dir. Du kannst ihr die Hausaufgaben ja auf das Bett legen.“
„Ja. Danke.“ Ich ging in das kleine Zimmer am Ende des Flurs. Es war sowieso schon sehr klein und Samira musste es auch noch mit ihren Schwestern teilen.
Ich legte ihr die Hausaufgaben aufs Bett und suchte mein Buch. Es lag auf dem einzigen Schreibtisch im Raum unter einem Stapel von anderen Büchern. Als ich es aus dem stapel zog, entdeckte ich noch ein kleines, schön verschnörkeltes Buch. Ich schlug es auf. Dort stand:
                        "Tagebuch von Samira Abakay"
 
Ich weiß, dass man Tagebücher von anderen Leuten nicht anrühren soll, aber ich musste einfach wissen, was in Samira vorging. Also blätterte ich weiter, bis ich das Datum von vor 3 Tagen entdeckte:
 
Liebes Tagebuch,
was ist nur mit Lara los? Wir haben uns so gut verstanden. Sie war meine erste richtige Freundin. Alle hassen mich, das bin ich gewöhnt. Aber Lara ist anders, war anders.
Ich habe mich wohl in ihr getäuscht. Ich kann nicht mehr. Was soll ich noch in der Schule, wenn mich sowieso keiner leiden kann? Ich frage meine Mutter, ob ich Privatunterricht
bekomme. Aber welchen Grund nenne ich ihr? Sie denkt doch, ich wäre beliebt! Was soll ich nur tun???
Liebe Grüße ----Samira
 
Erst als eine Träne auf das Buch tropfte, fiel mir auf, dass ich weinte. Was hatte ich nur getan? Ich musste etwas tun. Ich schrieb ihr einen Zettel:
Bitte komm morgen in die Schule!!!
Alles wird gut.
Lara
 
Am nächsten Morgen wartete ich gespannt auf dem Schulhof. Als es klingelte gab ich die Hoffnung auf, dass Samira noch kommen würde. Ich schritt langsam zum Eingang als
mir jemand hinterher rief:
„Hey! Lara! Warte!“
Samira kam völlig atemlos neben mir zum stehen.
„Samira! Es tut mir so leid. Ich werde alles wieder gut machen! Komm!“
Verwirrt folgte sie mir ins Schulgebäude. Ich ging in den Klassenraum, Samira an der Hand haltend. Alle starrten uns an. Herr Haller war noch nicht da.
Und schon ging das Geläster wieder los.
„Hey da ist ja unser Lieblingsmoslem. Was ist das da nochmal auf deinem Kopf?“ Gelächter.
„Verschwinde!!!“ schrie Manuel. „Genau! Hau ab!“, kam aus der anderen Ecke von Tim.
„HÖRT AUF!!!“, schrie ich so laut, das alle verstummten und mich anstarrten. Samira schaute mich erschrocken an. Ich hielt immer noch fest ihre Hand.
„Was soll das? Warum macht ihr sowas? Was hat Samira euch getan? Sie hat nicht einmal "hallo" gesagt, da habt ihr sie schon verurteilt. Nur wegen ihrem Aussehen? Wegen ihrer Religion? Weil sie ein Kopftuch trägt? Was seid ihr nur für intolerante Wesen? Samira ist meine beste Freundin. Sie ist genauso wie wir alle. Sie ist ein wunderbarer Mensch. Sie ist tausendmal besser als ihr alle zusammen. Und wenn ihr nicht damit klar kommt, dass ich zu ihr halte, dann ist mir das egal. Ihr könnt mir alle gestohlen bleiben!“
Ich ging mit Samira zu unserem Platz, sie lächelte mich schweigend an. Es war immer noch still. Die anderen starrten an die Decke oder auf den Boden. Sie schienen nachzudenken. Sandra kam nach einer Weile zu uns und sagte traurig:
„Entschuldigung, Samira! Ich hätte das nicht tun sollen. Es war kindisch. Können wir noch einmal von vorne anfangen? Willkommen in unserer Klasse! Ich bin Sandra...“
Während sich nach und nach alle entschuldigten und Samira willkommen hießen flüsterte sie zu mir:
„Danke! Du bist die beste Freundin, die ich je hatte!“
 
 
Von dort an wurde alles besser. Ich hatte gelernt, dass man zu den Menschen stehen muss, die man mag und die ungerecht behandelt werden. Gruppenzwang ist der größte Unsinn, den es gibt. Jeder sollte seine eigene Meinung haben und diese auch äußern. Wir sind alle verschieden und doch gleich.
 

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